Schönberg (kk) „Bambi – eine Lebensgeschichte aus dem Walde“, geschrieben und veröffentlicht vor 101 Jahren vom Schriftsteller Felix Salten (eigentlich mit bürgerlichem Namen Siegmund Salzmann). Wohl jeder mag bei dem Titel an den Disney-Zeichentrickfilm mit den schönen Tierfiguren und den romantischen Ende-gut-alles-gut-Geschichten denken.
Doch das Buch, das der ungarisch-österreichische Schriftsteller und Sohn jüdischer Eltern in einer Zeit zunehmenden Antisemitismus in Österreich schrieb, unterscheidet sich gewaltig von den idyllischen Bildern des Films. „Salten wollte mit seiner Geschichte seine Mitmenschen vor dem zunehmenden Antisemitismus warnen – eine Bewegung, die heute – 100 Jahre später – leider wieder entfacht wird“, erklärte Bernd Haase den Beweggrund für das Museum, dieses Buch in die Ausstellung aufzunehmen.
Die Idee dazu hatte Klaus Edelmann. Auf seine Initiative stellten die Vertreter des Kindheitsmuseums den Antrag an die Fielmann-AG und Julia Köster fand schließlich in einem Archiv in Wien eine super erhaltene Ausgabe, die dem Anschein nach nie gelesen worden war.
Beim Aufschlagen der Seiten ist es zu spüren: Das Buch ist quasi neu, ohne Lesespuren. Julia Köster von der Fielmann-AG hatte sich auf Wunsch des Kindheitsmuseums-Vertreter auf die Suche gemacht, online solange recherchiert, bis sie es gefunden hatte. Den Preis will sie nicht nennen, aber sie gestand. „Die Summe ist vierstellig“. Denn es gibt nur noch sehr wenige Exemplare, weil dieses Buch seinerzeit von den Nazis der Bücherverbrennung zugeführt worden war. Denn Salten hatte in seinem Tierroman symbolische Elemente und feine Allegorien versteckt, die sich auf den schon seit dem 19. Jahrhundert zunehmenden Judenhass bezogen. Er hatte in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhundert die zunehmende Verschlechterung der Juden in der Wiener Gesellschaft beobachtet und wollte mit seiner Erzählung vom jungen Rehbock, der sich allein durch den Wald mit seinen Gefahren und gegen die Jäger durchschlagen muss, vor dem Erstarken des Rechtsradikalismus warnen. „Historisch ist das Buch der Weimarer Zeit zuzuordnen, in der demokratische Inhalte vermehrt in die Buchwelt einflossen. Zum anderen entstand nach dieser Vorlage bereits 1942 der berühmte Walt-Disney-Film, mit dem der Zeichentrick in die Kinderzimmer Einzug hielt“, erklärte Haase die zweifache Bedeutung des Buches. „Das Kindheitsmuseum hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Besucherinnen und Besucher auf die Machtmechanismen politischer Strömungen hinzuweisen, unter denen besonders die Kinder seit der Kaiserzeit bis zum Ende des zweiten Weltkrieges zu leiden hatten“, so der Vorsitzende des Vereins weiter.
Vertreterinnen und Vertreter der Schönberger Politik sowie des Kulturvereins Probstei waren der Einladung zur feierlichen Spendenübergabe gefolgt.
Foto: Bambi als Erstausgabe für das Kindheitsmuseum. Constanze Köster und Marcel Kühnemann-Röde von der Fielmann-AG überreichten Bernd Haase und Klaus Edelmann (v.l.) das 100 Jahre alte Buch mit einem Wert in vierstelliger Summe. Das Buch unterscheidet sich erheblich von dem danach entstandenen Disney-Film und trägt eine heute noch aktuelle Botschaft.
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