Gemeinschaftsschule Probstei erneut Vorreiter

Schönberg (kk) Ein willkommener Besuch: Karen Nehlsen, Landesfachberaterin für Niederdeutsch und Koordinatorin für Minderheitensprachen im Kultusministerium des Landes Schleswig-Holstein, und Claudia Siemsen, Kreisfachberaterin für Niederdeutsch, hatten bei ihrem letzten Besuch eine Menge im Gepäck. Sie überreichten den SchülerInnen von Susanne Wieghorst und Sünje Lauer neue Unterrichtsmaterialien für ihren Plattdeutschunterricht und Schulleiter Timo Hepp ein Schild für das Schulgebäude. Darauf ist zu lesen, dass die Gemeinschaftsschule Probstei nun eine „Modellschule Niederdeutsch“ ist und als Botschaft für alle verkündet es: „Wi snackt Platt“.
Einher geht mit dieser Übergabe die Zertifizierung der Schule als Modellschule Niederdeutsch, der ersten Schule mit Sekundarstufe ein, die diesen Titel trägt. Auf Anregung von Karen Nehlsen, die landesweit die Modellschulen für Regional- und Minderheitensprachen betreut, hatte Schulleiter Timo Hepp nicht lange gezögert und zugesagt: Die Gemeinschaftsschule Probstei ist mit von der Partie. 13 SchülerInnen hatten sich auf Anhieb gemeldet, um dabei zu sein. Wenn ihre MitschülerInnen schon frei haben, büffeln sie nun eine weitere Fremdsprache. Ein Ziel haben sie sich schon gesetzt: Wenn der nächste plattdeutsche Vorlesewettbewerb startet, sind die Schönberger dabei. Damit nicht genug: Sie wollen auch gewinnen, wie Timo Hepp zuversichtlich ankündigte. „Wir haben damals schon festgestellt, dass es hier in der Region eine Menge Kinder gibt, die von Hause aus Zugang zur plattdeutschen Sprache haben. Da lohnt es sich, etwas zu machen“, sagte Susanne Wieghorst. Sie hat gemeinsam mit Sünje Lauer den Plattdeutsch-Unterricht übernommen, acht Lehrerstunden bekommt die Schule als Modellschule zu ihrem Deputat an Unterrichtsstunden oben drauf. Die stehen den Schülern ausschließlich für den Plattdeutsch-Unterricht zur Verfügung. Materialen nutzen die Lehrkräfte teilweise aus Niedersachsen, aber auch für Schleswig-Holstein kommt nun ein neues Buch, weitere sind in Arbeit, wie Karen Nehlsen vom Land sagte. Sie hatte auch andere Unterrichtsmaterialien mitgebracht, die den Schülern das langsame Erlernen der Grundbegriffe erleichtern. Denn keiner von ihnen hatte bisher in der Grundschule Plattdeutsch-Unterricht. „Das wäre das Ideale, so wünschen wir es uns eigentlich“, sagte Claudia Siemsen. Sie ist selbst aktive Schauspielerin der Niederdeutschen Bühne, Grundschullehrerin und Kreisfachberaterin für Niederdeutsch im Kreis Plön. Doch sie weiß auch, dass es kaum leistbar ist für Schulen, einen verlässlichen Plattdeutschunterricht anzubieten, weil „einfach die Lehrkräfte fehlen“. Deshalb gibt es im Kreis Plön auch lediglich drei als Modellschulen ausgewiesene Grundschulen (Blekendorf, Wankendorf und die Friedrich-Ebert-Schule in Preetz), Gemeinschaftsschulen oder Gymnasien gab es bislang noch nicht. Timo Hepp erklärte allerdings auch, dass man kaum Spielräume habe, um zusätzliche Unterrichtsangebote zu schaffen. „Aber wir haben es möglich gemacht, weil wir es wollen“, so Hepp. Für Jesper, Selina, Sofia, Zoè und die anderen SchülerInnen ist das ein tolles Angebot, wie sie sagen. Sie sind hoch motiviert, freuen sich auf eine neue Sprache, die in großen Teilen bei ihnen zu Hause von Großeltern und Eltern schon gesprochen wird.

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