Über das Sammeln von Fußballplätzen

Schönberg (kch) Briefmarken und Münzen, vielleicht Modelleisenbahnen oder gar alte Autos – Sammler mögen diese Dinge und wer sie anhäuft, gilt trotz vielleicht vorhandener Kauzigkeit doch als recht normal. Was aber, wenn es um Fußballplätze rund um den Globus geht? Um das Tingeln von Platz zu Platz, im Englischen als Groundhopping bezeichnet? Tatsächlich gibt es eine internationale Szene, die eben das tut. Und der Schönberger Heiko Lükemann gehört dazu.
Bald 300 Plätze hat er bisher gesammelt. Jetzt hat er ein Buch über das Groundhopping geschrieben. Der Titel: „Fußballsucht – Wenn Alte Herren groundhoppen“. Klar, darin geht es um Fußball. Aber vielmehr noch um die (Reise-)Geschichten drumherum.
„Na los, fahr‘ schon.“ Diese Worte aus dem Mund seiner Frau hat Heiko Lükemann schon öfter gehört. Bevorzugt im Urlaub. Wenn er im Hotelzimmer mal wieder einen Blick auf jene Smartphone-App riskiert hat, die passionierten Groundhoppern wie Lükemann Fußballspiele in der Nähe anzeigt. Und, was noch wichtiger ist, deren Austragungsorte. „Dann kann es passieren, dass ich mich per Bus, Bahn und Taxi mal eben für ein paar Stunden ausklinke, um meiner Sammlung einen Fußballplatz hinzuzufügen“, sagt Heiko Lükemann vielsagend lächelnd.
Vor fünf Jahren ist er so zum Groundhopper geworden. Zum Abschluss der eigenen aktiven Fußballkarriere, sozusagen. Heiko Lükemann ist als Pädagoge an der Gemeinschaftsschule in Schönberg tätig und hat Deutsch, Geschichte und Sport studiert. „Ich kicke, seit ich fünf Jahre alt war“, verrät Lükemann. Ein Leben lang hat er selbst gespielt, Mannschaften trainiert und den Schönberger Mädchenfußball nach vorn gebracht. Doch mit 50 sollte Schluss sein damit. „Anfangs wurde aus dem Hobby ein Beruf und jetzt wieder ein Hobby“, frotzelt Lükemann. Seitdem ist er dem Fußball als Reisender auf der Spur. Dabei macht es für ihn keinen großen Unterschied, ob es um einen Platz in Schwartbuck oder Shanghai, Heide oder Havanna geht: „Kleine Dorfplätze sind genauso spannend wie das Wembley-Stadion“, findet Lükemann. Denn ebenso wichtig wie der Fußball seien die Geschichten der Menschen, denen er dort begegnet. „Ich liebe den Spagat zwischen Ehremamt mit selbstgeschnippeltem Salat und den Profi-Weltklasseklubs“, erklärt Heiko Lükemann die Spannung, die ihn treibt. Und: „Fußball ist wie eine universelle Sprache: Er verbindet Menschen auf der ganzen Welt und es macht einen Riesenspaß, unterwegs zu sein und ihnen zu begegnen.“
Der Fußball sei wie ein Schlüssel, der Türen zu den Menschen öffne, beschreibt Lükemann seine Erfahrungen. „Erst ist es der Sport, später unterhält man sich über die Familie, das Alltagsleben oder die Politik des Landes und kommt sich auf eine Weise nahe, wie es bei einer normalen Reise kaum der Fall wäre.“ Zwar sei er im Kreis anderer Groundhopper meist der „alte Daddy“, sagt Lükemann grinsend. Aber er habe etliche Freunde dabei gefunden, mit denen er auch lange nach den Begegnungen noch Kontakt halte. Und irgendwann hat Heiko Lükemann begonnen, diese Geschichten vom Fußball, der Magie der Begegnungen und des Reisens aufzuschreiben. „Ohne meine Tochter Janne allerdings wäre daraus kaum ein Buch geworden, räumt Heiko Lükemann ein. „Sie ist meine treueste Begleiterin, Mutmacherin und Lektorin“.
Das Buch „Fußballsucht – Wenn Alte Herren groundhoppen“ ist im Verlag „Die Werkstatt“ erschienen, hat 158 Seiten und kostet 14,90 Euro. Informationen im Netz auf www.werkstatt-verlag.de/isbn/9783730705063.

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