Schönberg (kk) Es war ein freudiges Wiedersehen, das vor Kurzem im Restaurant Haus Felsenburg am Strand gefeiert wurde. Am letzten Sommertag bei bester Stimmung, wie der Organisator Rainer Schmidt schnell feststellte. Denn alle hatten sich auf dieses Eiserne Klassentreffen gefreut. Denn es war ein herausragendes Kriterium dieses letzten Jahrganges, der seinen Abschluss der zehnten Klasse noch in der ehemaligen Kaserne, später Jugendherberge und heute Flüchtlingsunterkunft, gemacht hatte: Der große Zusammenhalt untereinander.
„Wir hatten ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl“, erinnerte sich Antje Arp, geborene Muhs. Sie ist in der Probstei geblieben, wie auch einige andere der Ehemaligen auch. Sie treffen sich hin und wieder beim Einkaufen oder auf Veranstaltungen. Einige wie Regina Fink, geborene Böhm, sind nach einigen Jahren wieder gekommen, andere sind weggezogen, leben in Stuttgart, Winsen an der Luhe oder in Büdelsdorf, wie Rainer Schmidt. Er hatte sich auf Initiative von Barbara Knoll dazu bereitgefunden, dieses Treffen zu organisieren und hatte keine Mühe gescheut, wie alle Beteiligten bestätigten. „Es hat sich gelohnt, denn 16 von 28 sind noch dabei, mit einer solchen Resonanz habe ich gar nicht gerechnet“, so Schmidt.
Doch auch wenn es nicht 65 Jahre her ist, dass man sich zuletzt getroffen hat, so gab es doch beim Eintreffen einige Fragezeichen auf den Gesichtern – ein Erkennen nach einiger Hilfestellung. Das eine oder andere Fotoalbum machte die Runde, half den Erinnerungen auf die Sprünge. Vor allem die legendäre Klassenfahrt in der zehnten Klasse mit Frau Sommer, der Deutschlehrerin, und dem Biologie-Lehrer Dr. Jungfer auf die Hallig Nordstrandischmoor war schnell Thema. Denn dieses Erlebnis hatte sich allen eingebrannt. Der Knüller: Auf der Rückfahrt von Cuxhaven nach Hamburg war nämlich die Klassenkasse leer, das Geld reichte nur für einige Fahrkarten. „Alle Jungen und drei Mädchen mussten trampen – heute undenkbar“, schätzte Rainer Schmidt ein. „Ich wäre auch gern getrampt, aber ich durfte nicht, weil ich schon so weiblich ausgeprägt war“, erinnerte sich Regina Fink.
Auch der Aprilscherz, den sich die Klasse erlaubt hatte, war allen in bester Erinnerung. „Wir haben einfach April April an die Tafel geschrieben und sind abgehauen. Wir waren schon ein wilder Haufen“, erzählte Anke Steinbach, geborene Stoltenberg.
Dennoch hatte der damalige Rektor Fritz Förster mit seiner „weltoffenen“ Art Nachsicht mit ihnen, auch wenn er den Vorfall natürlich zum Thema machte. „Alle haben nur gegrinst“, erinnerte sich Steinbach. Einig sind sich alle am Tisch: Es gab zwar Schule unter ärmlichen Bedingungen, mit zu wenig Fachlehrern, einer einfachen Tafel und mit strengen Regeln. „Aber wir haben eine qualitativ hochwerte Ausbildung genossen“, betonte Rainer Schmidt. Ein schönes Anschauungsstück dessen ist seine Jahresarbeit über den Wiederaufbau der Insel Helgoland, die in Schönschrift und ohne Rechtschreibfehler mit großer Sorgfalt abgefasst war. Er betonte, dies sei beispielhaft für alle Schüler dieser Klasse.
Der damalige Klassensprecher Peter Burmeister erinnerte sich noch gut an den besonderen Französisch-Unterricht. „Es war das einzige Wahlfach, aber in Schönberg gab es keinen Französisch-Lehrer“, erzählte er. Auch Gerfried Stieler kann sich noch gut an den improvisierten Unterricht mit Rektor Förster erinnern, der sich selbst in mühevoller Arbeit die französische Sprache beigebracht hatte, um seinen Schülern schließlich das Rüstzeug mitzugeben. „Der Bodensatz ist geblieben, wir können heute in Frankreich im Restaurant etwas bestellen“, erzählten die beiden. Was es mit dem Läuten der Schulglocke auf sich hatte, kam auch sehr schnell zur Sprache. Denn eine elektrische Schulglocke gab es nicht. Stattdessen wurde ein Zehntklässler mit der Aufgabe betraut – in diesem Falle Gerfried Stieler. Leider hatte er die Glocke so heftig geschwungen, dass er mit dem Instrument gleich die ganze Glasscheibe zerdepperte und sich schwer verletzte. „Ich musste zu Dr. Zimmermann gehen, aber noch heute ist meine Hand taub“, so der damalige „Läutnant“.
Es fehlte auch das gegenseitige Necken der Frauen und Männer nicht – fast wie in der Schule. Es war ein fröhliches Fest, das in zwei Jahren wiederholt werden soll, nahmen sich die Ehemaligen vor.