»Erst die Tiere, dann wir«

Wendtorf (kk) Wer den Arbeitsablauf von Dörte Mohr erlebt, wünscht der 40-Jährigen, der Tag möge mehr als 24 Stunden haben. Denn die Mutter von drei Kindern, das Jüngste ist neun Monate alt, hat schon eine erste Schicht hinter sich, wenn andere gerade frühstücken. Seit sie den Hof Heller in Wendtorf von ihren Eltern übernommen hat, sann sie nach Konzepten, die den Betrieb zukunftsfähig machen. Erste Ideen seien umgesetzt, aber „es geht nur Schritt für Schritt und braucht Zeit“, erklärte sie bei einem Besuch auf dem Hof.
Es ist noch früh am Morgen, als Dörte Mohr ihre Runde durch die Ställe beginnt und erst einmal die Tiere füttert. Ein Motto habe sie von ihrem Vater Claus Heller übernommen: „Bevor wir frühstücken, müssen die Tiere satt sein.“ Das habe sie sich als oberste Maxime zu Eigen gemacht.
Viel und schwere Arbeit schreckt die Frau nicht. „Ich bin damit aufgewachsen“, erzählt sie. Doch als sie mit ihrem Ehemann Martin, der gelernter Werkzeugmechaniker ist, den Betrieb übernahm, habe sie doch festgestellt: „Es ist schon etwas anderes, ob man Tochter ist oder plötzlich die ganze Verantwortung hat“, räumt sie ein.
Doch nun sei schon einiges umgesetzt, was sie sich für ihren Betrieb, der zunächst klassische Landwirtschaft mit Ackerbau und Schweinezucht umfasste, vorstellen konnte. Zuerst schaffte sie die Schweine ab und stellt um auf Mutterkuhhaltung. Damit habe sich auch ihr Ehemann einen Wunsch erfüllt, Angus-Tiere stehen nun im Stall, das erste Kälbchen aus eigener Zucht hat das Licht der Welt erblickt. Sie selbst legte dann nach und kaufte Kühe der Rasse Blonde d’Aquitaine, ebenfalls Robustrinder. „Das wird eine schöne bunte Herde“, freut sich Mohr. Die Tiere, so berichtet sie weiter, werden geschlachtet, das Fleisch vermarktet.
Klar war von Anfang an: Hühner müssen her, mehr als bisher bei Muttern. Sie schaffte einen mobilen Hühnerstall für 350 Hennen an, noch einmal so viele kommen hinzu. Zeitgleich eröffnete sie ihr Hoflädchen, in dem sie die Eier anbietet, auch schon mal kiloweise. Jeden Morgen bringt die Landwirtin per Schubkarre die Eier in den Laden, der „immer geöffnet“ ist. Eier, Eierlikör, Nudeln und Kekse gehören auch zu dem Sortiment.
Doch nur für diese Produkte kommen die Leute nicht. Die Idee: Ein Automat, in dem zusätzlich Honig vom Erzeuger, Wurst und Schinken aus der Schlachterei Untiedt in Barsbek und Käse aus der Region angeboten werden. Eine Vermarktungsform, die vor allem für kleine Orte ohne eigene Lebensmittelversorgung ideal sei, so Mohr. Beispiel: Sie stellte einen zweiten Automaten im Nachbardorf Stein gleich neben der Tourist-Information auf, als der örtliche Bäcker als letztes Geschäft im Ort seine Türen schloss. Die wetterfeste Einhausung baute ihr Mann Martin. „Eine gute Möglichkeit wäre dies vielleicht auch für Laboe. Dort gibt es im Unterdorf keinen Lebensmittelladen mehr, und die älteren Menschen müssen ins Gewerbegebiet laufen“, weiß Mohr. Sie betreibt zusätzlich auf dem Laboer Wochenmarkt auch einen Stand. Allerdings müsse ihr Betrieb diese Investition erst einmal erwirtschaften. Bisher habe sie komplett ohne Fördermittel gearbeitet. „Ein Automat wie unserer kostet etwa 10. 000 Euro. Außerdem muss er natürlich regelmäßig bestückt werden“, so die Landwirtin weiter. Und auch diese Aufgabe lastet auf ihren Schultern, weil der Ehemann „ein festes Einkommen erwirtschaften“ muss. Doch Bangemachen ist nicht, dafür hat sie viel zu viel Spaß an ihrem Hof. Demnächst, so freut sie sich schon, gebe es bunte Hühner, „weil sie so schön aussehen und bunte Eier legen“.
Hof Heller
Dorfstraße 29
Wendtorf

Jungunternehmerin Dörte Mohr mit vielen Ideen
Foto: kk

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