Schönberg (kch) Um der Kunst einen offenen Ort des lebendigen Diskurses über künstlerische Positionen zu geben, haben fünf Kreative im Herzen Schönbergs den „Kunstraum Sconeberg“ gegründet. Seit April vorigen Jahres stellt das Kollektiv hier seine Werke aus und lädt das Publikum ein, zu sehen und über das Gesehene ins Gespräch zu kommen. Und das lohnt sich, denn die gezeigten Exponate sind so vielseitig wie die Künstlerinnen und Künstler selbst.
Mathias Lagler ist … ja, was eigentlich? Maler? Und ob. Fotograf? Auch. Objektkünstler? Irgendwie schon. Wer den in Heikendorf lebenden und arbeitenden Lagler nach seinem Genre fragt, erntet zunächst ein hintergründiges Lächeln. Und dann den vielsagenden Satz: „Ich bin auf keine Technik festgelegt und einen bestimmten Charakter gebe ich meiner Kunst auch nicht.“ Mathias Laglers Werk ist zwar atemberaubend vielseitig, aber keinesfalls beliebig. Denn dafür meint er es zu ernst mit der Kunst. Und das seit etwa 40 Jahren. Seine im „Kunstraum Sconeberg“ gezeigten Arbeiten spiegeln die Experimentierfreude und den Drang Laglers, immer neue Wege zu gehen.
Aleksandra Grzelka-Franke hingegen hat sich künstlerisch klar für die maritime Aquarellmalerei entschieden. „Ich habe auch Acryl versucht“, erinnert sie sich an ihre frühen Jahre als Künstlerin, „aber die Aquarellfarben, das Meer und die Küste sind einfach eine vollkommene Paarung.“ Zur der See eigenen Dynamik passe Aquarellfarbe einfach prima, findet Aleksandra Grzelka-Franke: „Sie verhält sich genauso eigenwillig wie das Meer, fließt mitunter unvorhersehbar und hat wegen ihrer Eigenschaften einen großen Einfluss auf das fertige Bild.“ Ihre Werke sind deshalb untypisch für das Aquarell, weder pastellig noch weich in den Kontrasten oder nass in nass verschwommen, sondern farb- und kontraststark mit akzentuiert grafischem Aufbau.
Kai Lyck setzt mit seiner Kunst Zeichen, regt den Diskurs über drängende Fragen unserer Zeit an und ist zwar politisch, möchte aber niemanden bekehren. Dabei schaut er zurück auf historische Kunst, blickt im eigenen Werk nach vorn und ist in der Wahl seiner künstlerischen Mittel facettenreich, ganz gleich, ob in Malerei, Skulptur, Objekt, Installation oder Wort. „Ich kann mich selbst nur schwer einordnen“, sagt er und beschreibt sein Werk als „multidisziplinäre Konzeptkunst“. Bisweilen müsse er die zwar erklären, räumt er ein. Der für sich selbst stehenden Ästhetik seiner Werke tut das aber keinen Abbruch.
„Isi’s Art“ steht auf Marie-Luise Loges Visitenkarte. Die geschwungenen Lettern nehmen die Farben des sie umgebenden duftig-floralen Motivs auf. Das lässt sich auf zweierlei Art lesen: Frei übersetzt heißt es schlicht „Isi’s Kunst“. Das Logo deutet aber auch auf ihr charaktervolles, mitunter eigenwilliges Werk hin – Marie-Luise „Isi“ Loges ganz eigene Art eben. Sie reicht von großformatiger, mit plastisch modulierten Elementen erweiterter Acrylmalerei in erdigen, leichten Farben über Miniaturen mit duftig-floralen Motiven im quadratischen Format bis hin zu Skulpturen, meist Enten und Hühner mit lustigen, stets freundlichen, menschlich anmutenden Gesichtern aus Pappmaché als Ausdruck humoriger Lebensfreude.
Dörte Junge schließlich findet die Motive für ihre Malerei überwiegend in Schleswig-Holsteins Landschaften, beim Segelsport auf dem Wasser und in den Menschen, die sie porträtiert. „Ich male themenbezogen“, erklärt sie ihre Beständigkeit als Malerin, „und gleichzeitig sehr gefühlsbestimmt“. Letzteres zeigt sich etwa in den klar definierten Farbspektren, die Dörte Junge für ihre Bilder nutzt, und in den oft nur angedeuteten, auf ihre wesentlichen Formen und Linien reduzierten Motiven. Zwar dürfen ihre Bilder als gegenständlich gelten, aber meist weisen sie ein Maß an Abstraktion auf, das Fragen nach der Geschichte der Bilder aufwirft und neugierig macht.
In einem sind sich alle fünf Künstlerinnen und Künstler einig: Sie wünschen sich viele Gäste in ihrem „Kunstraum Sconeberg“, um zwanglos über die gezeigten Werke ins Gespräch zu kommen. Oder auch, um nur zu schauen.
Kunstraum Sconeberg
Bahnhofsstraße 18
24217 Schönberg
www.kunstraum-s.de
Instagram: @kunstraum_sconeberg
„Bemühe mich stets um Harmonie“: Die Malerin Dörte Junge im Schönberger „Kunstraum Sconeberg“. Foto: kch