Reporter und Erfinder in einer Person
Heikendorf (nn) Herzlichen Glückwunsch, Rudi Behrendt. Seit 25 Jahren ist der Heikendorfer für den Förde Kurier unterwegs. Mit seinen 94 Jahren ist er vermutlich der älteste Journalist in der Probstei, wenn nicht gar in Schleswig-Holstein.
Ob bei der Grundsteinlegung in der Probstei, bei der Auszeichnung eines hiesigen Unternehmens oder bei der Übergabe eines Förderbescheids mit dem Ministerpräsidenten: Rudi Behrendt ist bei vielen Terminen dabei. Zeit zum Müßiggang pflegt der 94-Jährige nicht, wie man an seinem Schreibtisch erkennt. Der Tisch quillt über von Schriftstücken und Notizen für neue Geschichten. Der Pensionär ist Journalist aus Leidenschaft – und das schon sein ganzes Berufsleben lang. Dabei hat er eigentlich etwas komplett anderes gelernt.
„Ich war damals beim Zoll, wie mein Vater“, erklärt der 1928 in Danzig Geborene. Nach dem Zweiten Weltkrieg, der russischen Gefangenschaft, der Flucht nach Schleswig-Holstein und der Wiedervereinigung der Familie in Lübeck, begann Rudi Behrendt 1949 als Zollgrenzassistent in Eckernförde. Im September des Jahres erfolgte die Versetzung nach Bäk bei Ratzeburg, „zum Aufbau der Zonengrenze zur DDR“. Die heute rund 900 Einwohner große Gemeinde im Lauenburgischen gehörte bis zum 27. November 1945 zum Land Mecklenburg und wurde dann – in einem Vertrag zwischen den sowjetischen und britischen Besatzungsmächten – der britischen Zone zugeschlagen. „Der Einsatz dort war einer der schwersten in meinen 43 Jahren als Zöllner“, sagt Behrendt. Denn an der grünen Grenze hat er mehrere Fluchtversuche von DDR-Bürgern erlebt, die nicht immer alle einfach waren. Ablenkung verschaffte ihm das Fotografieren, seine Kamera war auch bei der Arbeit dabei. Die Bilder hat Behrendt den Zeitungen angeboten. „Die Fotos waren ja etwas Besonderes. Denn so nah an die Zonengrenze kam ja außer uns keiner rein.“
1949 wurde Behrendt nach Dagebüll versetzt. Auch hier drückte der Zöllner bei Sturmfluten und Co. auf den Auslöser seiner Kamera. Und auch diese Bilder wurden gedruckt. „Weil es nicht reichte, nur ein Bild zu senden, habe ich angefangen, Texte dazu zu verfassen“, sagt Behrendt. Das macht er bis heute.
Beruflich führte es den Zollbetriebsinspektor 1965 zur Oberfinanzdirektion Kiel, wo er bis zur Pensionierung 1993 blieb. Privat zog es ihn mit seiner Familie – 1951 hat Behrendt geheiratet und zwei Kinder bekommen – erst nach Lutterbek, später nach Heikendorf. Mit seiner Pensionierung wurde die Arbeit für die Zeitungen mehr. „Das macht mir einfach Spaß und hält geistig fit“, sagt Behrendt, den es darüber hinaus freut „in meinem Alter noch gebraucht zu werden“. Die sozialen Kontakte sind für ihn wichtig, genau wie das Wissen, was in der Region los ist. „Zudem ist einfach schön, wenn die Bürgermeister anrufen und Termine durchgeben oder der Förde Kurier fragt, ob ich mich um ein Thema kümmern kann“, sagt der Chronist für die Region.
„Wir freuen uns sehr, mit Rudi Behrendt einen verlässlichen Mitarbeiter an unserer Seite zu haben, der aus der Probstei berichtet – und das schon seit 25 Jahren“, sagt Stephan Boldt, Inhaber des Förde Kuriers. „Das ist schon etwas ganz besonders. Wie wissen das sehr zu schätzen.“
Das Lob freut Rudi Behrendt: „So lange ich kann, mach ich natürlich weiter.“ Nicht nur mit dem Schreiben, sondern auch mit seiner zweiten Leidenschaft: das Spieleerfinden und Bauen. Seit inzwischen zehn Jahren steht sein selbstgebautes Sonnensystem in Heikendorf und Schönkirchen auf den Schulhöfen. Andere Spiele baut er für Kindergärten.
Seine neueste Idee ist ein Holzfußballer. Der Prototyp ist bereits fertig. „Mit dem habe ich viel vor“, sagt Behrendt. Eine Kooperation mit einem bekannten Fußballer schwebt ihm vor und ein Verkauf zugunsten von Kinderprojekten. „Wenn das klappt, gibt es wieder etwas zu schreiben.“
Bild: Immer gut gelaunt und voller Ideen – trotz fortgeschrittenen Alters hat Rudi Behrendt noch viel vor.
Foto: nn