Zimmerin Lea geht an die Arbeit

Erste weibliche Gesellin in der Dachdeckerei Lamp-Greve in Schönberg

Schönberg (kk) Lea Lamp-Greve aus Schönberg ist stolz und glücklich. Die 21-Jährige hat gerade die Gesellenprüfung zur Zimmerin absolviert und freut sich nun auf den Berufsalltag. Auf dem Bau arbeiten, mit Holz kreativ umgehen, sich durchbeißen und Muskelkraft durch Technik ersetzen – die frisch gebackene Gesellin startet im väterlichen Betrieb Dachdeckerei Lamp-Greve in ihren Berufsalltag.
Eigentlich wollte sie nach ihrem Abitur an der Gemeinschaftsschule Probstei ganz etwas anderes machen. „Ich wollte ursprünglich in den medizinischen Bereich“, sagte sie. Doch dann kam Corona – eine Zeit, in der sich plötzlich vieles auf den häuslichen Bereich beschränkte. Im Hause Lamp-Greve gab es „Familienprojekte“. Unter anderem baute sie mit dem Vater ein Gewächshaus aus Holz.
Das war für die Oberstufenschülerin eine echte Erfahrung. „Ich habe gemerkt, dass mir körperliche Arbeit gut gefällt. Vor allem das Arbeiten mit Holz fasziniert mich“, erzählte sie. Es folgte ein Praktikum im Schönberger Dachdecker-Betrieb des Vaters und schließlich stand die Entscheidung. Lea begann eine dreijährige Ausbildung zur Zimmerin. Für die Ausbildung wählte sie bewusst einen fremden Betrieb, die Zimmerei Hasenberg, ein junges Team in Hohwacht, war offen für eine Auszubildende.
Aufgrund des Abiturs hätte Lea ins zweite Lehrjahr einsteigen können. Doch das kam für sie nicht infrage. Denn im ersten Ausbildungsjahr gibt es eine übergreifende Grundausbildung für die Hauptgewerke. „Ich wollte so viel Wissen mitnehmen, wie ich kriegen konnte“, sagte Lamp-Greve.
Schließlich saß sie, zunächst mit einer angehenden Maurerin, dann aber schnell allein, mit Maurern, Tiefbauern, Fliesenlegern und Stahlbauern in einer Klasse. Erste Regel: Man muss die eigenen Ellenbogen einsetzen. „Man kassiert reichlich dumme Sprüche, aber man muss lernen, damit umzugehen“, erzählte Lea.
Sie hatte in ihrer dreijährigen Ausbildung viele Abbrecher erlebt. Begonnen mit 27 Azubis, blieben am Ende etwa die Hälfte bis zur Gesellenprüfung. Auch sie habe geschwankt, vor allem nach einem Unfall. „Aber ich habe mich durchgebissen, weitergemacht und bin jetzt auch ein bisschen stolz darauf”, sagte Lea. Für sie ist klar: Handwerk hat goldenen Boden – auch wenn man Frau ist.
Die körperliche Unterlegenheit, die hin und wieder zu spüren sei, gleiche sie durch kluge Techniken aus. „Man muss dann einfach die Physik für sich nutzen, den Schwung einsetzen, sich andere Wege überlegen“, verriet sie.
Wie heißt es denn nun gendergerecht? Zimmermann oder Zimmerfrau? Lea korrigiert: Es heißt Zimmerin. „Im Süden Deutschlands sagt man auch Zimmerfrau, aber das erinnert doch zu sehr an eine Service-Kraft. Ganz übel ist es, wenn jemand Zimmermädchen sagt“, erzählte sie mit einem Augenzwinkern.
Anderen Mädchen, die sich vielleicht auch für einen handwerklichen Beruf interessieren, kann sie nur raten, „sich trauen, einfach mal ein Praktikum machen, und nicht vom eigenen Weg abbringen lassen“.

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