Tonnenweise Fisch geerntet – warmer Sommer ließ Karpfen gut wachsen
Probsteierhagen (kk) Alle Mann an die Netze – so hieß es am vorletzten Sonnabend. Seit vier Wochen fließt das Wasser in dem mit 35 Hektar größten der sogenannten Himmelsteiche (speisen sich ausschließlich durch Regenwasser) ab. Der erste der sieben Teiche der Fischwirtschaft Göttsch in Muxall ist nun leer gefischt. Dabei halfen rund 40 Freiwillige. Sie holten in einer großen Gemeinschaftsaktion am Sonnabend vier bis fünf Tonnen Fisch aus dem Gewässer. Es ist gute Sitte in Muxall – das gemeinsame Abfischen der Teiche mit Freunden, Verwandten, Kollegen, Dorfbewohnern, Kind und Kegel. Rund 40 freiwillige Helfer, die sich in Wathosen trafen und mit Keschern bewaffnet an die Netze begaben, um die diesjährige Karpfenernte einzubringen. Zahlreiche Schaulustige sahen: Es hat sich gelohnt. Zwischen vier und fünf Tonnen Karpfen holten die Freizeitfischer aus dem größten der sieben Himmelsteiche in Muxall. Die Fische werden schonend vom großen Teich in die sogenannten Hälterbecken transportiert, wo sie mindestens vier bis sechs Wochen auswässern. Bei bestem Herbstwetter konnte sich Fischwirt Gerhard Göttsch über eine gelungene Ausbeute freuen. Der strahlende Oktobertag machte es den Hobby-Fischern leicht. Die meisten von ihnen waren alte Hasen, die den Neulingen am Netz Tipps und Tricks verrieten. Einer davon war Sebastian Ulrich aus Stein, der durch einen Freund von der Aktion erfahren hatte. „Ich komme selbst aus der Fischerei und finde es toll, dass es solche Familienbetriebe, die nachhaltig in der Region arbeiten, noch gibt. Das muss man unterstützen“, erklärte er.
Thorsten Muhs und Jörn Teffner gehörten zu den Stammhelfern, die sich kein Jahr der Karpfenernte entgehen lassen. „Ich war im vergangenen Jahr das erste Mal dabei. Ich wäre auch gekommen, wenn das Wetter schlecht gewesen wäre, es ist einfach ein schönes Gemeinschaftsgefühl hier dabei zu sein“, sagte er. Fisch stehe bei ihm zwar öfter auf dem Speiseplan, was allerdings den Karpfen angehe, da wolle er in diesem Jahr erst einmal etwas „experimentieren“, verriet der Polizist. Er unterstütze damit Kristiane Göttsch, die mit ihrem Bruder Gerhard auch die Fischwirtschaft betreibt. Dort beginnt nun am ersten November-Wochenende der Fischverkauf. Sonnabends und sonntags heißt es dann wieder: „einen Karpfen bitte“, küchenfertig zubereitet. Denn das ist ein Service hinterm Tresen. Jeder Kunde bekommt seinen Fisch genau, wie er ihn möchte, groß klein, halbiert, im Ganzen, mit oder ohne Kopf. Die ganz kapitalen Burschen bringen da schon mal locker 20 Pfund auf die Waage. Die Spiegel- und Schuppenkarpfen überwiegen, aber auch Graskarpfen sind unter dem Fang. Der Klassiker, so berichtet der Fachmann, sei immer noch der Spiegelkarpfen. Er habe weniger Schuppen als der Schuppenkarpfen, der wiederum etwas fester im Fleisch sei, so Göttsch. Für ihn ist klar: „Eigentlich müsste die Nachfrage nach Karpfen steigen, denn es gibt nichts Nachhaltigeres“, sagte der Fischwirt. Was die Zubereitung des Karpfens angeht, sind den Kochkünsten der Hausfrau keine Grenzen gesetzt.