Heikendorf (nn) Nach 40 Jahren gingBeate Geier mit 65 Jahren als Leiterin der Gemeindebücherei Heikendorf Ende Oktober in den Ruhestand. Die gebürtige Hessin hat fast ihr gesamtes Arbeitsleben damit verbracht, die Gemeindebücherei zu dem zu machen, was sie heute ist: ein Ort der Kulturvielfalt für jedermann.
Nachdem Beate Geier in Stuttgart Bibliothekswesen studiert hat, begann ihre berufliche Laufbahn bei den schleswig-holsteinischen Fahrbüchereien in Rendsburg. 1979 wechselte Beate Geier dann nach Heikendorf in die Gemeindebücherei, die noch im Keller der Mehrzweckhalle untergebracht war. „Das neue Rathaus war schon im Bau und ich habe den Umzug in die jetzigen Räume begleitet“, erinnert sie sich. Dass der damalige Bürgermeister Herbert Sätje das Rathaus als Bürgerzentrum mit Sozialstation und Bücherei plante und so die Begegnung der Menschen in den Vordergrund rückte, freut Beate Geier noch heute sichtlich. Sie hat die Bücherei 40 Jahre als einen Ort geführt, der ein Treffpunkt ist und Bücher als Kulturgut erlebbar macht. Entsprechend hat Beate Geier nicht nur einen beachtlichen Bücher- und Medienfundus vom Roman über Fachbücher und Zeitschriften bis hin zu Hörbüchern und DVDs aufgebaut, sondern zahlreiche Veranstaltungsformate gemeinsam mit den vielen Ehrenamtlichen geplant und umgesetzt. In 40 Jahren werden es weit über 3000 Veranstaltungen gewesen sein. „Diese Anzahl wäre ohne Unterstützer wie den Freundeskreis, den Vorlesekreis oder die vielen Freiwilligen, die sich auf ganz unterschiedliche Weise engagiert haben, nicht möglich gewesen“, betont Beate Geier.
Auf die Frage woran sie sich persönlich besonders erinnert oder was ihr schönstes Erlebnis war, kann Beate Geier fast nicht antworten: „Ich habe so viele schöne Momente hier gehabt, so viele Veranstaltungen wie die Strand- und Weihnachtslesungen oder unsere vielen Ausstellungen. Ich erinnere mich an plattdeutsche Lesungen zum Beispiel mit Irmgard Harder und mit vielen anderen Gästen aber auch an Sommerfeste oder daran wie wir gemeinsam mit Geflüchteten in verschiedenen Sprachen gelesen haben. Aber ich habe auch besonders den Alltag und die Gespräche genossen. Die täglichen Begegnungen mit Kindergartenkindern genauso wie mit Senioren.“
Bücher wird Beate Geier so schnell nicht vermissen, da sie auch zuhause eine umfassende Büchersammlung hat. Allerdings merkt sie an, dass die Vielfalt in der Bücherei doch deutlich größer ist. Auf ihre persönlichen Lieblingsbücher angesprochen nennt Beate Geier als Erstes Jugendromane, weil diese so vielschichtig seien, so viel aussagen und etwas mitgeben. Auch nicht vermissen wird Beate Geier die Qual der Wahl bei den Anschaffungen für die Bücherei. „Das ist das große Berufsdilemma. Wir müssen mit einem festen Budget eine breite Auswahl treffen, die alle Bereiche und Interessen – vom Kinderbuch, über Romane, Zeitschiften, Fach- und Sachbücher, digitale Medien und so weiter – abdeckt. Da muss man schon sehr genau überlegen. Und weil man nicht alles lesen kann, greift man auf Buchbesprechungen oder Feuilletons zurück. Manchmal muss man aber auch schnell reagieren, weil ein Buch in einer Talkshow vorgestellt wurde und bestimmt am nächsten Tag jemand kommt und danach fragt. Zum Glück gibt es den landesweiten Leihring über den wir fast jedes Buch besorgen können“, erklärt Geier. Wenn Beate Geier über Bücher spricht, merkt man, dass sie ihren Beruf liebt und sie sagt dazu, dass sie die Berufswahl nie bereut hat.
Inken Micheel leitet jetzt die Gemeindebücherei. Sie hat Anfang Oktober bereits die Facebook-Seite gelauncht und Beate Geier freut sich, dass Inken Micheel die Chance hat, mit neuen Ideen zu starten. „Ich habe von meiner Familie viel Rückhalt bekommen. Gerade bei den vielen Abendveranstaltungen wäre das ohne das Verständnis meiner Familie nicht möglich gewesen.“ Beate Geier wird nun endlich mehr Zeit für ihren Mann, ihre Tochter und das Enkelkind haben, auch mal ausschlafen und gemütlich frühstücken. Sie kann sich aber durchaus vorstellen, die Gemeindebücherei das ein oder andere Mal bei Veranstaltungen zu unterstützen. Zur Verabschiedung war eigentlich ein Bürgerfest geplant: mit Lesungen, guter Musik, leckerem Essen und all den Menschen, für die und mit denen Beate Geier so viele Jahre gearbeitet hat. Dazu gehören auch die Familien, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind und für deren Integration sich Beate Geier eingesetzt hat. Sie hofft darauf, dass dieses Fest im kommenden Jahr nachgeholt werden kann. Wir freuen uns darauf und danken Beate Geier für 40 Jahre Gestaltung, Gespräche und Gemeinschaft. Alles Gute, Frau Geier!