Theaterproben auf Distanz

Stakendorfer Ensemble »spectaculum« trifft sich virtuell

Stakendorf/Probstei (kch) Der Stakendorfer Autor und Theaterregisseur Gunter Hagelberg probt auch in Pandemie-Zeiten mit einem Laien-Ensemble weiter an seiner Inszenierung des Dürrenmatt-Stücks „Der Besuch der alten Dame.“ Um das trotz geltender Kontaktbeschränkungen möglich zu machen, probieren sie etwas ganz Neues aus: die „Video-Probe“ per Webcam-Konferenz. So hoffen sie, das Stück bis zur im Spätsommer geplanten Premiere doch noch bühnenreif zu bekommen.

Theaterproben ohne Bühne? Ein Ensemble, das für die Proben nicht mehr zusammenkommt? Geht das? „Nein, natürlich nicht“, beantwortet Gunter Hagelberg so eine Frage entschieden. Unter normalen Umständen wenigstens. Jetzt aber, im seit November währenden zweiten Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie mit den weitreichenden Beschrän-kungen persönlicher Kontakte, musste er nach Möglichkeiten suchen, genau das zu tun: seine Inszenierung des „Besuchs der alten Dame“ proben, ohne dafür das Ensemble auf der Bühne auf Hof Kleingarn in Stakendorf zu versammeln.
Im Frühjahr, während des ersten Lockdowns, sei das wegen der nicht ganz so strengen Regeln wenigstens noch in kleinen Gruppen, später in Einzelproben möglich gewesen, erinnert sich Hagelberg. „Das hatte sogar Vorteile, weil ich sehr intensiv mit den Darstellern Details bis in die Nebenrollen hinein erarbeiten konnte“, sagt er. Jetzt aber gehe gar nichts mehr, beklagt Hagelberg.
Eine Lösung haben er und die Darstellerinnen und Darsteller im Digitalen gefunden: Mittels Videokonferenz trifft sich das Ensemble virtuell zu den Probenabenden, in der vergangenen Woche schon zum dritten Mal. Für Gunter Hagelberg ist das einabsolutes Novum: „Ich habe mit Freunden aus der Theaterwelt über unser Vorhaben gesprochen“, sagt er. Und weil er seit einem halben Jahrhundert Theater macht, kennt Hagelberg eine Menge erfahrene Regisseure und Autoren. „Die haben mich alle für verrückt erklärt“, verrät er lachend. Er selbst war auch skeptisch. Bis zur ersten Probe. „Es bringt etwas“, weiß Hagelberg jetzt. Das gelte allerdings in erster Linie für Textproben. „Weil das Szenische in einer Videokonferenz völlig fehlt, ha-ben die Darsteller kein Bild von der Handlung auf der Bühne“, erklärt er die eingeschränkten Möglichkeiten. Deshalb gehe er jetzt dazu über, Bühnenanweisungen in die Textproben einzusprechen: „Wann stehst du auf, nimmst du deinen Hut oder nicht, wohin gehst du auf der Bühne – so etwas“, beschreibt das Hagelberg.
Zweifel, ob die Video-Proben zur Bühnenreife führen, bleiben indes. „Wir machen das Beste aus der Situation“, verspricht Hagelberg, „auch, wenn das alles für uns Neuland ist und vielleicht daneben geht.“ Das Ensemble jedenfalls sei guten Mutes: „Alle Darsteller wollen diese Inszenierung und sie wollen spielen – nicht nur für uns selbst, sondern auch, weil sie an den Wert des Stücks für das Publikum glauben.“ Gunter Hagelbergs Resümee klingt deshalb optimistisch: „Die Lage ist nicht hoffnungslos und wir arbeiten konzentriert daran, alle uns auferlegten Hindernisse zu meistern.“
INFO: Die Musik-Theater-Produktion der Stakendorfer Theatertruppe um Gunter Hagelberg (Regie), Lothar Köhrsen (Musik) und Susanne Kleingarn (Regieassistenz) nach dem Stück „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Reinhold Dürrenmatt soll am 27. August 2021 uraufgeführt werden. Informationen im Netz auf http://spectaculumev.de/.

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